Samstag, 09.04.2015 Rezension

Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt. (Albert Einstein)



Rezension zu "Hansetochter"  von Sabine Weiß

Da ich im Rahmen einer Leserunde bei Leserunden.de den zweiten Band dieses Buches gelesen haben, beschäftigte ich mich vorher auch noch einmal mit dem ersten Band. Habe ihn mir noch einmal aus dem Regal genommen und gelesen, bevor die Leserunde los ging. Hier kommt jetzt die Rezension dazu.

Bildergebnis für hansetochter sabine weiß

Erschienen: Januar 2014 bei Bastei Lübbe
Ausgabe: Taschenbuch
Seiten: 576 Seiten
ISBN: 978-3-404-16887-3
Preis: 9,99 €


Klappentext

Eine junge Frau zwischen der
Tradition und der Sehnsucht
nach Freiheit

Lübeck 1375. Für Henrike bricht eine Welt zusammen, als ihr Vater, ein angesehener Hansekaufmann, völlig überraschend stirbt. Plötzlich steht die junge Frau ganz allein da - und zu allem Unglück übernimmt der verhasste Onkel ihre Vormundschaft. Als dieser auch noch sämtliche Geschäfte des Vaters an sich reißt, keimt in Henrike ein schrecklicher Verdacht: Wurde ihr Vater etwas das Opfer einer grausamen Intrige? Sie beschließt, die Wahrheit aufzudecken - doch wem kann sie noch vertrauen? Einzig Adrian, ein junger Kaufmann aus Brügge, steht ihr zur Seite...


Kurzbeschreibung

Eine junge Frau 1375 in Lübeck. Für Henrike Vresdorp, Tochter eines Kaufmanns, bricht die Welt zusammen, als ihr Vater tot aufgefunden wird. Ihr Onkel übernimmt die Vormundschaft und es verschlägst sie in eine Welt voller Neid, Mißgunst und Intrigen. Henrike und ihr Bruder Simon werden wie das letzte behandelt, sie sind hin und her gerissen zwischen Gehorsam und der Sehnsucht nach Freiheit.

Plötzlich muss Henrike feststellen, dass ihr Erbe, welches der Onkel nur verwalten soll, immer schmaler wird, die Lager des Handelshauses sind leer. Und in ihr keimt der Verdacht, dass der Tod ihres Vaters doch kein natürlicher war. Hat das jemand nachgeholfen?

Nur ein junger belgischer Kaufmann steht der jungen Frau zur Seite und sie machen sich auf die Suche nach der Wahrheit.

Cover/Buch

Eine wirklich gelungene Gestaltung des Covers. Sehr passend zum Buch. Wir sehen im Hintergrund ein Bauwerk aus Lübeck. Im Vordergrund eine junge Frau im grünen Kleid. Man sieht, dass es sich um die Tochter eines wohl etwas reicheren Menschen handelt - ein schickes Kleid mit Pelzkragen - das konnte sich damals nicht jeder leisten. Man sieht sie fragend in die Ferne blicken - auch wenn man ihre Augen nicht sehen kann - mir kommt es so vor, als wenn sie einen großen Drang in die Ferne hat.
Das Buch ist für ein Taschenbuch hochwertig gestaltet. Ich habe es bereits zwei mal gelesen und auch schon verliehen und trotzdem zeigen sich auf dem Buchrücken noch keine Leserillen - also es geht doch.


Meine Meinung

Bereits der Prolog konnte mich neugierig auf das Buch machen. Henrike befindet sich in einem Hurenhaus, wo eine Begegnung die Wendung in ihrem Leben bringen soll. Ein super Einstieg in dieses Buch. Man kann gar nicht anders als weiterzulesen. Dazu kommt der bildhafte Erzählstil der Autorin. Die einzelnen Figuren sind sehr gut dargestellt, sie kommen glaubhaft rüber. Das Buch liest sich flüssig und leicht und man bekommt einen super Einblick in die damalige Zeit. Einige der Ränke und Intrigen waren für mich vorhersehbar, aber trotzdem war ich von der Handlung gefesselt. Interessant fand ich auch, dass das Buch aus verschiedenen Perspektiven erzählt wurde und wir so die Handlungsweisen der einzelnen Protagonisten besser nachvollziehen konnten. Auch die Gedanken der einzelnen Personen waren gut dargestellt.

Von allen Charakteren in dem Buch gefällt mir Henrike am meisten. Ich liebe starke Frauen, die ihren Weg gehen. Und Henrike war ja noch ein Kind, als ihr Vater starb und danach ging ihr Weg nicht wirklich leicht weiter. Ihre Mutter starb bereits bei ihrer Geburt, so dass sie nur ihren Vater hatte. Sie wuchs sehr behütet auf, das erklärt auch ihre anfängliche Naivität. Aber auf Grund ihrer Lebensumstände entwickelte sie sich schnell zu einer charakterstarken, nicht aufgebenden jungen Frau. Leider musste sie sehr schnell erwachsen werden um nicht völlig unterzugehen. Aber sie hat es gemeistert - nicht zuletzt dank der Hilfe eines jungen Kaufmanns aus Brügge - Adrian Vanderen. In ihm findet Henrike einen jungen, sehr mutigen, aufrichtigen Mann, welcher ihr jederzeit zur Seite steht.

Auch Asta, die Schwester von Henrikes Mutter, hat sofort mein Herz berührt. Sie erlebte einen grausamen Krieg, musste aus ihrer Heimat fliehen und fand auf einem Hof in Travemünde eine neues zu Hause, welches ihr durch den Onkel von Henrike auch wieder streitig gemacht werden sollte. Aber auch Asta ist keine Frau, die so leicht aufgibt und so stellt sie sich dem Kampf.

Am Anfang des Buches finden sich meiner Meinung nach zu viele und zu detailreiche Schilderungen über das Leben und den Handel in der damaligen Zeit. Ich finde es immer ganz interessant auch einige Details der Bevölkerung zu erfahren, aber dabei sollte nicht der Blick auf die eigentliche Geschichte verloren werden. Als ich mich dann durch die Seiten gelesen hatte, nahm die Handlung plötzlich an Fahrt auf und manchmal hatte ich das Gefühl, dass sich die Ereignisse regelrecht überschlugen. Es gab sehr viele Wendungen - hatte man sich endlich eine Version zurecht gelegt, änderte sich plötzlich alles und man stand wieder am Anfang. Das machte das Lesen sehr interessant und ließ keine Lange Weile aufkommen.

Was mich ein klein wenig überrascht hat - ich hätte nie gedacht, dass in dem Jahrhundert die Frau schon so eine hohe Stellung hatte, um selbstständig agieren und handeln zu dürfen. Aber da habe ich mich jetzt eines besseren belehren lassen - und noch mal hinterfragt. Es stimmt wirklich, dass Frauen auch schon das Bürgerrecht erwerben konnten, um dann auch selbstständig handeln zu können. Also wieder was dazugelernt.


Fazit

Es ist wirklich ein tolles, super recherchiertes Buch, in welchem einen die Protagonisten ans Herz wachsen. Sie sind gut dargestellt und ausgearbeitet, dass man sich reinversetzten kann.

Für jeden Liebhaber historischer Romane wärmstens zu empfehlen.

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