07.01.2018 - Der Puppengräber





Rezension

"Der Puppengräber" von Petra Hammersfahr


Der Puppengräber

Über Jahre verschwinden junge Frauen in einem Dorf in Deutschland. Und der Verdacht fällt sofort auf den geistig zurück gebliebenen Ben, der mit seinen 22 Jahren den Verstand eines zweijährigen hat. Er kann sich nicht wirklich ausdrücken, sein Wortschatz besteht aus gerade mal einer Handvoll Wörter. In der Einfachheit seiner Sprache und seiner Handlungen offenbart er gegenüber Anderen viel mehr, als Selbige verstehen. 

Die Charaktere sind sehr gut umrissen, man kann sich regelrecht in sie hineinversetzen. Ben, von niemandem verstanden. Seine Mutter, welche versucht sich in ihn zu versetzen und ihn zu verstehen, dabei alles falsch macht, was nur geht. Und Jakob, sein Vater, welcher so verzweifelt und hin- und hergerissen ist, dass er für Ben eigentlich nur Schläge übrig hat. 

Die Beharrlichkeit der Mutter, mit welcher sie immer wieder zu Ben steht und ihm jegliche Steine aus dem Weg räumt, hat mich tief beeindruckt. Bis kurz vorm Schluss war ich hin- und hergerissen, ob das Vertrauen in Ben gerechtfertigt war oder nicht - aber irgendwann kam dann bei mir der Verdacht auf, dass Ben nur mehr weiß, als die anderen verstehen. 

Die Geschichte ist sehr spannend und bewegend geschrieben. Ich habe mit den Protagonisten mitgefiebert (vor allem natürlich mit Ben, den hatte ich relativ schnell in mein Herz geschlossen). An seinem Beispiel hat man gesehen, wie schnell man doch mit Vorurteilen belastet ist, wenn man nur anders ist. 

Es gab in diesem Thriller nicht eine richtig reißerische Gewaltszene und trotzdem hat die Autorin es geschafft die Spannung vom Anfang bis zum Ende zu halten. Und die Geschichte lässt mich immer noch nicht wieder los, selbst wo ich das Buch durch und beiseite gelegt habe. 

Diese Geschichte trägt sich von Vorurteilen und vorgefertigten Meinungen und lässt dieses zum Mittelpunkt der Story werden. Sie zeigt auf, wohin selbige führen. Durch den flüssigen Schreibstil wird es nie langweilig. Es gibt auch keine unnötigen Längen.

Mein Fazit: Unbedingt empfehlenswert für Freunde des unblutigen Thrillers. Wer Mord und Totschlag in seiner vollendeten Pracht erwartet, ist mit diesem Buch falsch beraten.

 



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen